Ergebnisse des PraxisBarometers Digitalisierung 2021

Zum vierten Mal gab das PraxisBarometer Digitalisierung jetzt einen Überblick darüber, wie stark digitale Anwendungen in den vertragsärztlichen und -psychotherapeutischen Praxen genutzt werden, welche Erfahrungen die Praxen hiermit gemacht haben und wie sie den Fortschritt der Digitalisierung beurteilen. An der Onlinebefragung für 2021, die das IGES-Institut im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) im Herbst vergangenen Jahres durchgeführt hat, beteiligten sich 2.836 Ärzte und Psychotherapeuten gegenüber 2.193 im Vorjahr. COVID-19 prägte auch 2021 den Praxisalltag und so blieben Videosprechstunden ein wichtiges Instrument zur Kommunikation, auch wenn das Angebot gegenüber 2020 zurückgegangen ist. Während im ersten Pandemiejahr ein Viertel der befragten Praxen Videosprechstunden angeboten hatten, waren es 2021 nur noch ein Fünftel. Skeptischer als im Vorjahr wurde die Nutzung von Videosprechstunden für Arzt-Patienten-Gespräche ohne Untersuchung bewertet. Das Gleiche gilt für die Diagnose- und Indikationsstellung – hier sprachen sich drei Viertel der Befragten gegen das Gespräch via Bildschirm aus. Am häufigsten wird das Tool für die Besprechung von Untersuchungsergebnissen (60 %) und für die Anamnese (53 %) eingesetzt. Auch hinsichtlich der Telematikinfrastruktur äußerten sich die Befragten kritisch – der Anteil der Praxen mit täglichem Auftreten von Fehlern hat sich von 9 % (2020) auf 18 % (2021) verdoppelt. Dabei lag die Fehleranfälligkeit in ländlichen Regionen (20 %) höher als in Großstädten (13 %). Den größten Nutzen von bestehenden und zukünftigen digitalen Anwendungen versprechen sich die Teilnehmer von Onlinefallbesprechungen mit Kollegen (40 %), gefolgt von digitalen medizinischen Pässen und Ausweisen (35 %) sowie von digitalen Verordnungen, Überweisungen und Bescheinigungen (35 %). Insgesamt bewerteten die Praxen den Einfluss des Digitalisierungsfortschritts auf ihre Tätigkeit weniger positiv als in den Vorjahren. Während 2020 noch 42 % der Praxen an eine Verbesserung des Praxismanagement durch digitale Anwendungen glaubten, sank deren Anteil 2021 auf 26 %. Auch hinsichtlich des Nutzens für die Kommunikation mit anderen Praxen (2020: 52 % gegenüber 2021: 41%) und Krankenhäusern (2020: 56 % gegenüber 2021: 42%) fielen die Erwartungen geringer aus. Mögliche Ursachen dafür könnten die von den Praxen stark wahrgenommenen Digitalisierungshemmnisse sein – wie Sicherheitslücken in der EDV oder fehlende Nutzerfreundlichkeit digitaler Anwendungen. Nach Ansicht der KBV habe insbesondere die „unreife Anwendung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung die Ärzte erwartbar frustriert und die Akzeptanz der Digitalisierung gravierend beschädigt“.