Blitzumfrage: Viele Klinikärzte planen Tätigkeitswechsel aufgrund Arbeitsbelastung

Wie eine Adhoc-Umfrage des Marburger Bundes im Februar 2022 unter etwa 3.300 Mitgliedern ergeben hat, fühlen sich die Klinikärzte zunehmend erschöpft und planen einen Tätigkeitswechsel. So gaben 71% der Befragten an, dass ihre Arbeitsbelastung während der Pandemie zugenommen hat, bei 22% der Ärzte stagnierte sie auf Vor-Pandemie-Niveau. Etwa 91% der Teilnehmer fühlen sich durch ihre Arbeit in der Klinik regelmäßig erschöpft (31% „immer“ und 60% „zunehmend“). 23,5% der Klinikärzte planen ihre berufliche Zukunft daher außerhalb der Klinik, 56,5% der Befragten ziehen dies aktuell zumindest in Betracht. Lediglich 20% plant derzeit keinen konkreten Tätigkeitswechsel.

Verhandlungen ohne konkretes Ergebnis

Bei den zweitägigen Verhandlungen zwischen Marburger Bund und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände, die Mitte Februar 2022 im Anschluss an die Adhoc-Umfrage stattgefunden hatten, wurde jedoch – wie bereits in den drei Verhandlungsrunden zuvor – keine Verbesserung der Arbeitsbedingungen der mehr als 55.000 Ärzte in kommunalen Krankenhäusern erzielt. Der Verhandlungsführer des Marburger Bundes, Christian Twardy, äußerte sich nach den Gesprächen: „Wir haben klargemacht, dass unsere Mitglieder substanzielle Verbesserungen ihrer Arbeitssituation erwarten. Die Grenzen der Belastung mit Bereitschafts- und Rufdiensten müssen endlich gewahrt werden. Dienstpläne dürfen nicht regelhaft kurzfristig umgeworfen werden. Die Ärztinnen und Ärzte in den kommunalen Krankenhäusern erwarten Planungssicherheit und verbindliche Zusagen im Hinblick auf die Belastung durch Dienste außerhalb der Regelarbeitszeit. Das ist zuletzt auch durch die jüngste Umfrage unter Mitgliedern des Marburger Bundes in kommunalen Krankenhäusern deutlich geworden.“ Ergänzend führte Dr. Andreas Botzlar, 2. Vorsitzender des Marburger Bundes, aus: „Die Kolleginnen und Kollegen in den kommunalen Kliniken wollen, dass ihrer Arbeit mehr Wertschätzung entgegengebracht wird. Sie haben vor und während dieser Pandemie den Betrieb am Laufen gehalten – trotz aller Widrigkeiten und personeller Engpässe. Dafür erwarten sie eine ihren Leistungen angemessene Gehaltserhöhung, die auch die gegenwärtigen Preissteigerungen kompensiert“.

Für den 5. März 2022 ist eine Sitzung der Großen Tarifkommission der Ärztegewerkschaft geplant, auf der abschließende Entscheidungen getroffen werden. „Bis dahin bleiben die Gesprächskanäle offen“, erklärte Verhandlungsführer Ch. Twardy.