Retinopathie bei jugendlichen Diabetikern früher als erwartet

Die "American Diabetes Association" (ADA) empfiehlt bei jungen Typ 1-Diabetikern (10 Jahre und älter) ein initiales Screening auf Vorliegen einer Retinopathie zwischen drei und fünf Jahren nach Manifestation der Stoffwechselkrankheit. Diese Maßgabe sollte nach Einschätzung der Autoren einer großen retrospektiven Kohortenstudie überdacht werden: Nach einem solchen Zeitraum liegen bei vielen jugendlichen Patienten bereits ausgeprägte Fundusveränderungen vor. Von 2240 Jugendlichen mit Typ 1-Diabetes und 1768 Jugendlichen mit Typ 2-Diabetes wiesen 20,1% bzw. 7,2% eine diabetische Retinopathie auf und dies im Schnitt 3,1 bzw. 3,2 Jahre nach Feststellung des Diabetes mellitus. Die Jugendlichen mit Retinopathie hatten in dem Kollektiv eine schlechtere Blutzuckereinstellung als Jugendliche ohne Retinopathie; ihr HbA1c-Wert lag im Schnitt bei 7,5 vs. 6,4. Ein interessanter Nebenbefund: Jugendliche Typ 2-Diabetiker aus besonders reichen Haushalten (>500000 Dollar per annum) hatten eine nur halb so große Wahrscheinlichkeit, eine Retinopathie zu erleiden (Risikofaktor 0,48) als die Vergleichsgruppe aus normal verdienenden Familie.

Wang SY et al (2017) Incidence and risk factors for developing diabetic retinopathy among youths with type 1 or type 2 diabetes throughout the United States. Ophthalmology 124: 424–430