Polen: Ärzte im Hungerstreik für bessere Arbeitsbedingungen und besseres Gesundheitssystem

Nach einem Aufruf des Verbands der Assistenzärzte in Polen befinden sich seit Anfang Oktober 2017 etwa 20 Assistenzärzte im Hungerstreik. Im Laufe des Monats haben sich immer mehr Nachwuchsmediziner aus dem ganzen Land diesem Hungerstreik angeschlossen. Sie protestieren damit – unter Einsatz ihrer Gesundheit – gegen die schlechten Arbeitsbedingungen und die unzureichende Bezahlung der Assistenzärzte sowie gegen das unterfinanzierte Gesundheitssystem.

Auslöser des Hungerstreiks war der Tod einer 39-jährigen Ärztin, die nach ihrem Dienst vermutlich aufgrund der Arbeitsüberlastung zusammengebrochen ist. Zuvor waren bereits drei Mediziner ebenfalls offenbar an Überlastung verstorben. Ursache für die Überlastungen sind viele zusätzliche Dienste, die die jungen Mediziner ableisten müssen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. So verdienen sie oftmals regulär lediglich umgerechnet etwas über 500 Euro im Monat – bei Mietkosten zwischen 300 und 500 Euro.

Auch das marode Gesundheitssystem wird durch den Verband der Assistenzärzte stark kritisiert. So hat Polen die niedrigsten Arztzahlen der gesamten Europäischen Union: Für 1000 Patienten stehen lediglich 2,2 Ärzte zur Verfügung. Derzeit werden lediglich etwa 4% des polnischen Bruttoinlandsprodukts für die Gesundheitsversorgung ausgegeben. Die Streikenden fordern, diese Ausgaben langfristig auf mindestens 9% zu erhöhen.

In einem ersten Einlenken versprach die Regierung, den Ärzten entgegenzukommen. Sie bot nach Verhandlungen am letzten Wochenende an, die Gehälter der Assistenzärzte ab 2018 um 40% aufzustocken und die Ausgaben für das Gesundheitssystem auf 6% des Bruttoinlandsproduktes zu erhöhen. Ein weiteres Entgegenkommen schloss die Regierungschefin Beata Szydlo derzeit jedoch aus, so Lukasz Jankowski, Sprecher des Verbands der Assistenzärzte. Eine Einigung sei daher aktuell nicht in Sicht.