Klinikstreiks in 4 Bundesländern

2. Streikrunde für Entlastung, Tag 2: Demozug in Gießen (© ver.di Hessen)

Unter dem Motto „Grenzen setzen“ fanden 10. bis zum 11. Oktober 2017 nach Aufruf der Gewerkschaft ver.di erneut Personalstreiks in mehreren Krankenhäusern statt. Klinikbeschäftigte aus vier Bundesländern legten für bessere Arbeitsbedingungen einen Teil ihrer Arbeit nieder, achteten auf die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Pausen und verweigerten Überstunden oder kurzfristiges Einspringen für Kollegen. Die Streikenden fordern ein Ende der akuten Personalnot, da die aktuellen Arbeitsbelastungen ein hohes Risiko für die Gesundheit und die Psyche aller Beschäftigten darstellen. So fehlen derzeit nach einer ver.di-Erhebung 162000 Stellen in Krankenhäusern, 70000 dieser Stellen betreffen die Pflege.

Ver.di: Arbeitgeber tragen Verantwortung für die Gesundheit der Beschäftigten

Das für die Gesundheitspolitik zuständige ver.di-Bundesvorstandsmitglied Sylvia Bühler äußerte sich zu dem Streik: „Die Arbeitgeber sind in der Verantwortung, die Arbeit so zu organisieren, dass die Beschäftigten nicht krank werden. Bitter, dass ein Streik nötig ist, damit im Krankenhaus das passiert, was in anderen Branchen eine Selbstverständlichkeit ist.“ Nach Angaben von ver.di fanden die Streiks in Augsburg, Günzburg-Krumbach, Frankfurt Höchst, Düsseldorf sowie Gießen und Marburg statt.

Erstmals beteiligten sich auch Mitarbeiter eines katholischen Krankenhauses an einem Streik. Die Beschäftigte der katholischen Marienhausklinik Ottweiler (Saarland) legten ihre Arbeit nieder – obwohl Arbeitnehmer eines konfessionell geführten Betriebs gemäß Arbeitsrecht keine Tarifverhandlungen mit Gewerkschaften führen dürfen. Die Unternehmensleitung reagierte direkt und informierte die streikenden Mitarbeiter schriftlich darüber, dass der Streik arbeitsrechtliche Folgen hätte.

"Erzwingungsstreik an offenbar willkürlich ausgewählten Kliniken"

Prof. Dr. med. Klaus Höffken, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Düsseldorf (UKD), äußerte sich besorgt: „Die Folgen des Streiks werden sicher noch lange spürbar sein. Schließlich müssen die ausgefallenen Operationen ja nachgeholt werden.“ Auch wenn er ausdrücklich begrüße, dass es auf Bundesebene eine Initiative gibt, die allgemeinverbindliche Standards festlegen soll, so sieht er in einem „Erzwingungsstreik an offenbar willkürlich ausgewählten Kliniken“ nicht den richtigen Weg, da er sowohl den Patienten, als auch den Kliniken schade. Zumal ver.di auch bei diesem Streik eine gemeinsame Notdienstvereinbarung abgelehnt habe.

„Trotzdem ist es uns, dank sehr vieler engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelungen, die nötige Notfallversorgung in dieser Krisensituation aufrecht zu erhalten. Das war ein Kraftakt, für den ich mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Namen des Vorstandes ausdrücklich bedanke“, so K. Höffken.