Einmalkontaktlinsen gelangen über das Abwasser als Mikroplastik ins Meer

Ein Team aus Wissenschaftlern der „Arizona State University“ (USA) hat am 19. August 2018 auf dem 256. Kongress der „American Chemical Society“ in Boston ihre Untersuchung zur Mikroplastikanreicherung im Meer durch Einmalkontaktlinsen vorgestellt.

Hierzu analysierten die Wissenschaftler unter der Leitung von Rolf Halden und Charles Rolsky den Weg, den die Kontaktlinsen nehmen, die von ihren Nutzern in Waschbecken oder Toiletten über das Abwasser entsorgt werden. Für die Untersuchungen verwendeten sie 13 unterschiedliche Kontaktlinsenmarken aus insgesamt neun unterschiedlichen Kunststoffpolymeren. Sie fanden heraus, dass sämtliche Linsen durch den durchschnittlich etwa 172-stündigen Aufenthalt in der Kläranlage nur minimal abgebaut werden und – aufgrund ihrer Struktur praktisch unsichtbar – im Klärschlamm verbleiben. Von dort gelangen sie durch den Einsatz des Klärschlammes in der Landwirtschaft über das Oberflächenwasser zunächst in Flüsse und schließlich ins Meer. Der weitere Weg der Linsen wurde nicht genau untersucht, jedoch haben die Wissenschaftler eine Hypothese: Da die Linsen schnell hart und brüchig werden, zerreiben sie sich zu immer kleineren Partikeln, die von Kleinstlebewesen aufgenommen werden und sich auf diese Weise in der Nahrungskette anreichern. Zudem ist das Linsenmaterial stark wasseranziehend, was zu einer Konzentration gefährlicher Substanzen – beispielsweise von Pestiziden – führen kann.

In den USA werden jährlich – so eine Untersuchung des Teams – rund 14 Milliarden Kontaktlinsen getragen und entsorgt. Eine Umfrage unter 400 Kontaktlinsenträgern in den USA ergab, dass etwa 20% der Kontaktlinsen über die Kanalisation entsorgt werden. Für die USA bedeutet dies, dass jährlich etwa 20 Tonnen Kontaktlinsenmüll in den Klärschlamm gelangen, etwa die Hälfte des Klärschlamms gelangt in die Umwelt.

Die Wissenschaftler empfehlen, die Kontaktlinsen nicht über das Abwasser, sondern über den Hausmüll zu entsorgen. Auch wenn der Anteil der Kontaktlinsen an der Gesamtbelastung an Mikroplastik eher gering ist, so können Nutzer mit einer kleinen Verhaltensänderung dazu beitragen, zumindest diesen Teil an Mikroplastik zu verhindern. Ein entsprechender Hinweis auf den Verpackungen könne hier für eine Entlastung der Umwelt sorgen.