Aspirin und AMD – kardiovaskulärer Nutzen weit höher als möglicher okulärer Schaden

Presseberichte über eine potentielle Verschlechterung der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) bei Patienten, die täglich Aspirin einnehmen, haben in den USA zahlreiche ältere Menschen dazu bewegt, ohne Rücksprache mit dem Hausarzt oder Internisten das oft als "Wundermittel" vermarktete Medikament abzusetzen. Eine kalifornische Retinologengruppe kommt nach einer Meta-Analyse von sechs kardiologischen und vier ophthalmologischen randomisierten Studien zu potentiellen Nebenwirkungen der Aspirineinnahme mit rund 180000 Patienten zu dem Ergebnis, dass eine solche Sorge weitgehend unbegründet ist. Arbeiten, in denen ein erhöhtes AMD-Risiko unter Aspirintherapie beschrieben wurde - wie z.B. die "Beaver Dam Study", die nach zehn Jahren Aspirintherapie einen Risikofaktor (RR) von 1,63 für eine späte AMD berichtete - zeigten nach Ansicht der Autoren Schwachstellen wie eine uneinheitliche Definition der Anwendung des Wirkstoffes, begrenzte Nachbeobachtungszeit und die Nichtberücksichtung von Kofaktoren. Andere Studien wie die "Blue Mountain Study" und die "European Eye Study" hatten keinen Zusammenhang gefunden (RR 1,02, Konfidenzintervall KI 0,87-1,29, p=0,872 für frühe und RR 1,11, KI 0,77-1,60, p=0,587 für späte AMD).

Da kardiovaskuläre Erkrankungen einen Risikofaktor für das Entstehen einer AMD sind, sei die Unterscheidung schwierig, ob Aspirin zur AMD beitrage oder ob dies primär die Gefäßleiden tun, wegen denen Asprin genommen wird: "Selbst wenn Aspirin durch robustere Daten als jene, die vorliegen, als ein AMD-Risikofaktor bestätigt werden würde, ist bereits jetzt klar, dass das Risiko in absoluten Zahlen recht gering wäre - von vielleicht 1% für Aspirin-Anwender und 0,5% für Nichtanwender, was klinisch bedeutungslos wäre." Eine deutliche klinische Relevanz treffe hingegen gemäß den Ergebnissen der Meta-Analyse auf die kardiovaskulären Effekte der dauerhaften Einnahme des Aspirins zu: Es senkt das Risiko eines nicht tödlichen Schlaganfalls um 32% und eines letalen Gefäßleidens um 15%.

Small KW et al (2017) Macular degeneration and aspirin use. Retina, online publiziert am 23. Januar. doi: 10.1097/IAE.0000000000001475.