Ärztemonitor zeigt Gewalt in Arztpraxen

In der aktuellen Ärztebefragung „Ärztemonitor“ wurde erstmals der Frage nachgegangen, welche Rolle Gewalt im täglichen Behandlungsalltag spielt. Erste Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass die Fälle von körperlicher Gewalt gegen niedergelassene Ärzte und ihre Praxismitarbeiter hoch sind: So gaben etwa 25% der bisher ausgewerteten 7000 niedergelassenen Mediziner an, bereits Erfahrung mit körperlicher Gewalt seitens ihrer Patienten gemacht zu haben. Statistisch gesehen kommt es demnach deutschlandweit zu 75 gewalttätigen Vorfällen pro Tag.

Etwa 25% dieser Übergriffe werden angezeigt. Auch die verbale Gewalt nimmt zu. So berichten etwa 40% der Ärzte von verbalen Übergriffen durch Patienten – bundesweit passiert dies durchschnittlich 2870-mal pro Tag. Bei den Übergriffen zeigt sich eine klare Tendenz: Je kleiner die Arztpraxis ist, desto höher liegt die Wahrscheinlichkeit für einen körperlichen Übergriff, je größer die Praxis ist, desto höher liegt die Wahrscheinlichkeit für verbale Gewalt.

KBV, NAV-Virchow Bund und Ärztetag fordern, Übergriffe auf Ärzte unter höhere Strafe zu stellen

Gemeinsam mit dem NAV-Virchow Bund, dem Verband der niedergelassenen Ärzte Deutschlands, fordert die KBV die Politik auf, die ambulant und stationär tätigen Ärzte in den neuen Straftatbestand „Tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte (§ 114 StGB)“ aufzunehmen, der seit Mai 2017 in Kraft ist und Angriffe auf Vollstreckungsbeamte und Rettungskräfte mit höheren Strafen belegt.

Auch der Deutsche Ärztetag, der vom 8. bis zum 11. Mai 2018 in Erfurt stattfand, äußerte sich zu diesem Thema. Auch er fordert die Gesetzgeber auf, die Ärzte durch Aufnahme in den neuen Straftatbestand besser zu schützen. Zudem plädierte er für Aufklärungskampagnen der Bundeszentrale für gesundheitlichen Aufklärung, die die Öffentlichkeit darüber informieren, dass die Sicherheit von Ärzten und anderen Angehörigen von Gesundheitsberufen einen unverzichtbaren Bestandteil der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung darstellt.

Der Ärztemonitor ist die größte Befragung ambulant tätiger Ärzte und Psychotherapeuten. Die Befragung wird durch die KBV und den NAV-Virchow-Bund in Auftrag gegeben und findet alle zwei Jahre durch das Institut für angewandte Sozialwissenschaften. Seit Februar 2018 wurden bisher etwa 11000 Niedergelassene telefonisch zu ihrer Arbeitssituation befragt.